Iraker verließ nach fünf Monaten Kufstein; Sein Schicksal ähnelt vielen anderen
In Deutschland und Österreich stellen die Flüchtlinge aus dem Irak die größte Gruppe der freiwilligen Rückkehrer in ihre Heimat dar. Seit Oktober 2015 haben sich bundesweit 416 (davon 53 aus Tirol) dazu entschieden. Die "Krone" traf einen Iraker, der gestern von Innsbruck aus den Heimweg in Angriff nahm. Er bangt um seine Frau, sein Geschäft flog zuvor in die Luft.
Said (Name von der Redaktion geändert) kam vor fünf Monaten als Flüchtling nach Kufstein. Dort lebte er zuerst im Transit Camp, ab November 2015 fand er dann im "Haus der Hoffnung" Unterkunft. Bleiben kann er und will er nicht mehr, zu sehr vermisst er seine Frau und zu ungewiss ist ihr Schicksal. Der 32-jährige Nordiraker aus Erbil ist von Beruf Friseur. Zu modisch und zu dekadent waren seine Haarschnitte - und manchen passte es nicht, wie er sein Geschäft im Erdgeschoss des elterlichen Hauses in der Altstadt führte. Drohungen gegen ihn und seine Angehörigen waren der Alltag
Bis dann die Situation eskalierte und der IS seinen Friseursalon in die Luft sprengte. Bei diesem Anschlag wurde seine Mutter, die im ersten Stock lebte, von der Bombe zerfetzt. Auch Saids Frau war dem IS wegen ihres modisch-westlichen Erscheinungsbildes ein Dorn im Auge. Daher brachte er sie in den Südirak und entschloss sich zur Flucht nach Europa, um sie dann nachzuholen. Über Soziale Medien blieben sie in Verbindung.
Aber seit Wochen ist sie für Said nicht mehr erreichbar. Aus diesem Grund entschloss er sich zur Rückreise, um sie zu suchen. Im "Haus der Hoffnung" und im Transit Camp war er ein gern gesehener Gast, schnitt er doch bei Bedarf mit Freude Haare. Die Solidarität der Asylwerber im "Haus der Hoffnung" ist groß. Samstag wurde eine Sammlung für Said gemacht. Werner Reimoser, er gründetet das "Haus der Hoffnung", begleitete Said zum Bahnhof. Said überprüfte vor dem Einsteigen in den Zug seine Dokumente. Der irakische Pass, den er seit Monaten wie seinen Augapfel hütet, ist da. Auch die Aufenthaltskarte für Österreich. Eine herzhafte Umarmung mit guten Wünschen und Wehmut begleiten den Abschied. Ein Direktflug ab Innsbruck brachte ihn dann endlich in den Irak.
Laut Günther Ecker, Chef des Verein Menschenrechte, ist Saids Heimkehr kein Einzelfall: Zum einen erleben viele Flüchtlinge bei uns eine Verschlechterung ihrer Verhältnisse. Zum anderen merken sie, dass es schwer ist, einen positiven Asylbescheid zu erhalten und die Familie nachzuholen.
© KronenzeitungVON HUBERT BERGER | 27. Jänner 2016