"Es macht keinen Sinn, fahre heim!" Wie Muhssen Jurani (59) aus dem Irak in Linz haben heuer bundesweit schon 3195 Migranten einen Antrag auf freiwillige Ausreise gestellt, in Oberösterreich etwa 750. Die Gründe snd vilfältig: negative Asylbescheide, keine Chance auf Familiennachzug, enttäuschte Erwartungen. Schlepper hatten den Leuten oft Haus, Auto und Geld versprochen...
"Oft sagen Klienten, Wie blöd war ich?" weiß Vesna Kolic vom Verein Menschenrechte, der in OÖ neben der Caritas die Rückkehrberatung betreibt. Derzeit sind es vor allem Iraker, Afghanen und Iraner, die wieder heimwollen, weil sich ihre Träume nicht erfüllt oder sich in der Heimat Umstände geändert haben. "Viele finden sich hier auch nicht zurecht" weiß Kolic, die ja selbst vor 25 Jahren als Flüchtling nach Österreich gekommen ist. Während der Verein Menschenrechte aktiv in den Bundesbetreuungsstellen, Grundversorgungsquatieren und Gefängnissen zugeht und auf die freiwillige Rückkehr aufmerksam macht, reagiert man bei der Caritas auf jene, die zur Beratung kommen.
"Krone": Warum sind Sie aus dem Irak weggegangen?
Muhssen Jurani: Ich war Fahrer bei einer amerikanischen Ölfirma und wurde bedroht.
"Krone": Wie kamen Sie hierher?
Jurani: Mit dem Flugzeug in die Türkei, dann mit dem Schiff, Auto und zu Fuß. Ich hatte kein konkretes Ziel, in Österreich hat mich die Polizei gestoppt.
"Krone": Und warum wollen Sie jetzt wieder nach Hause?
Jurani: Ich habe fünf Kinder - vier Töchter, einen Sohn -, aber nur ein Mädchen ist unter 18 Jahre. Alle anderen dürften nicht nachkommen. Dass die Familie nachkommt, war aber mein Ziel. Das hat keinen Sinn, ich will zu meiner Familie zurück.
"Krone": Wäre es nicht denkbar gewesen, dass die Kinder einzeln reisen und auch einzeln Asyl beantragen?
Jurani: Dann hätte ich eine Truhe voller Geld gebraucht.
"Krone": Wie viel hat Ihre Reise - oder Flucht - gekostet?
Jurani: Etwa 600 US- Dollar (rund 540 Euro, Anm.). Das Geld habe ich mir ausgeborgt, ich muss es zurückzahlen. Im Irak gibt es keine Jobs, ich weiß noch nicht, wie ich das mache.
"Krone": Hat sich, im Nachhinein betrachtet, die Flucht gelohnt, denn jetzt stehen Sie ja schlechter da als vorher.
Jurani: Ich glaube schon, es war eine Chance. Jetzt wird es irgendwie weitergehen. Wichtig ist für mich im Moment, dass ich zu meiner Familie komme.
© Kronen Zeitung / Markus Schütz
13. August 2016